Die heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Architekten, Glöckner - und der Bergleute. Sie lebte im 3. Jhdt. n. Chr. in Nikomedia in Kleinasien. Ihr Vater, ein Heide, hielt sie in einem Turm versteckt, um ihre Schönheit zu hüten. Als sie die christliche Religion kennenlernte, sah sie ihre Aufgabe in einem christlichen Leben und ließ sich taufen. Barbara wurde von ihrem Vater an den römischen Statthalter Marcianus ausgeliefert, doch auch ihm gelang es nicht, sie zur Entsagung ihres Glaubens zu bewegen, obwohl er sie foltern ließ. Sie wurde verurteilt und im Alter von 29 Jahren, nach 9 Jahren Gefangenschaft, von ihrem eigenen Vater enthauptet. Wir Bergleute gedenken der heiligen Barbara am 4. Dezember. Rund um den Barbaratag - einen der "inoffiziellen Leobener Feiertage" - findet auch der alljährliche Ledersprung statt.
Der Bergkittel, die Tracht der Bergleute, ist eng mit der Geschichte des Bergbaus verbunden. Er wird unter anderem von den Professoren und Studenten der Montanuniversität Leoben zu offiziellen Anlässen, wie Akademischen Feiern oder dem Ledersprung, getragen. Der Bergkittel ist auch heute noch ein Symbol für die harte und gefährliche Arbeit der Berg- und Hüttenleute. Doch wer ihn genauer betrachtet, findet noch mehr Symbole:
- Der schwarze Stoff steht für die Dunkelheit im Stollen, die goldenen Knöpfe symbolisieren das Licht der Sonne.
- Der Bergkittel weist insgesamt 29 Knöpfe auf, diese symbolisieren das Alter der Heiligen Barbara, in dem sie von ihrem Vater enthauptet wurde.
- Die obersten drei Knöpfe werden offen getragen. Die heilige Barbara wollte zur Erinnerung an die Heilige Dreifaltigkeit drei Fenster in ihrem Turm haben.
- Der Pelerinkragen hatte ursprünglich eine Schutzfunktion vor Schmutz und Nässe, er verweist auf den Ursprung des Bergkittels und besitzt neun Zacken, die die Dauer der Gefangenschaft der hl. Barbara symbolisieren.
- Die Zopfborten am Ärmel repräsentieren den Docht der Grubenlampe.
- Je nach Studienrichtung werden am Ärmel verschiedene Embleme getragen.
An jenem Freitag, der dem Barbara-Tag (4. Dezember) am nächsten liegt, findet am Abend der „Ledersprung“, das Aufnahmeritual in den Bergmannsstand, statt. Der Akademische Ledersprung ist eine Veranstaltung der Montanuniversität Leoben, die von einer durch den Rektor betrauten Korporation durchgeführt wird. Der genaue Ablauf ist im Ledersprungabkommen festgelegt. Der Festakt beginnt mit dem Einzug der Chargierten. Es folgen der Rektor und die Professoren. Danach ziehen, umrahmt vom mehr als 1000 Gästen zählenden Auditorium, die Erstsemestrigen ein. Nach einer Reihe von Studentenliedern und Ansprachen springen die Studierenden nach Beantwortung von vier Fragen (Name, Herkunft, Stand und Wahlspruch) und dem Leeren eines Seidels Gösser-Bier über das „Arschleder“ (dieses schützte den Bergmann vor Nässe und wird am Leibriemen getragen), das vom Rektor und dem ältesten anwesenden Bergingenieur gehalten wird. Es ist gesichert, dass der Brauch des Ledersprungs von der Bergakademie Schemnitz, später Selmecbanya, heute Banská Štiavnica in der Slowakei, nach der Revolution von 1848 durch den Auszug der Studenten deutscher Sprache nach Leoben kam und in der kaiserlich-königlichen Montanlehranstalt zu Leoben unter dem Direktor Peter von Tunner besonders gepflegt wurde.
In Leoben wird nicht nur an der Evidenzstelle der Universität immatrikuliert, sondern auch im Rahmen eines Festaktes vor dem Ledersprung. Die Erstsemestrigen erhalten ihren Matrikelschein (Bestätigung der Aufnahme an der Universität) per Handschlag vom Rektor. Eine Tradition, wie sie nur an einer kleinen Universität überleben und gelebt werden kann.
Nach Ende des Studiums wird in Leoben der Übertritt von der Aktivitas in den Altherrenverband auf besondere Weise zelebriert. Die Philistrierungskneipe wird nach der Begrüßung unterbrochen. Die gesamte Festversammlung zieht nun mit Studentenliedern zur Universität. Der Philistrant fährt dabei auf dem „Gösser-Bierwagen“, einem alten Pferdefuhrwerk. Am Portal der Universität vollzieht der Senior die feierliche Philistrierungszeremonie. Danach erfolgt der Semesterreigen: Der Neophilister nennt seine Studiensemester und wird entsprechend der genannten Anzahl an das am Tor hängende Semesterbrett geschlagen! Die Corona zählt lautstark mit. Der Festzug begibt sich anschließend singend auf den Hauptplatz, wo der „Bergmann“ (dieser stellt im studentischen Brauchtum die verkleidete Hl. Barbara dar) vom Neophilister den Abschiedskuss erhält. Nach dem Leobnerlied wird die Kneipe fortgesetzt. Dieses Brauchtum wird mittlerweile auch von nicht korporierten Studentinnen und Studenten nach Beendigung des Studiums in modifizierter Form (Semesterreigen und Umzug ohne Kneipe) gepflegt.
Der Bierauszug ist eine Leobener Tradition, die nicht wie Ledersprung und Philistrierung aus Schemnitz überliefert wurde. Ihr Ursprung geht auf das 19. Jhdt. zurück - eine Zeit, in der die Ferien noch nicht mit Freizeit gleichzusetzen waren: für die meisten Studenten bedeuteten die Sommermonate harte Arbeit in Bergwerken und Hüttenbetrieben. Doch keiner von ihnen konnte sicher sein, diese gefährliche Zeit unbeschadet zu überstehen. Das ist auch der Hintergrund des Bierauszugs: am jeweils letzten Mittwoch im Juni wurden bzw. werden die Studenten vom Rektor der Montanuniversität in die Sommerferien verabschiedet. Und mit ihnen zieht auch das "Biertrinken" aus. Daher der Name